Der Ort

Ottakringer Straße 2227, 1160
Der Ottakringer Kirtag findet seit den 1970er Jahren jedes Jahr am vorletzten September­woche auf der Ottakringer Hauptstraße im 16.Bezirk statt. Auch auf diesem Kirtag, der mitten in einem proletarischen und migrantisch geprägten Bezirk stattfindet, bieten Schausteller*innen zahlreiche Fahrgeschäfte an.

Das Thema

Die Berufsgruppe der Schausteller*innen definiert sich über das Betreiben sogenannter Fahrgeschäfte. Heute kennt man sie vor allem als jene Personengruppe, die auf Kirtagen und Messen unterschiedliche Belustigungen (Karusselle, Autodrome, Schiffschaukeln, …) oder mobile Gastronomiebetriebe (Zuckerwatte, Süßigkeiten, …) betreiben.
Über viele Jahrhunderte hatte aber diese Berufsgruppe noch viele andere Funktionen. Sie war nicht nur Versorgerin von wichtigen Güter für entlegene Ortschaften, sie bot ebenfalls medizinische oder Informationsdienste an bzw. organisierte populär-wissenschaftliche Schauen. Damit stand sie immer an der Schnittstelle von Handel, Unterhaltung, Information und Sensationslust. Wenig bekannt ist aber, wie die Schausteller*innen über die Jahrhunderte ihr Leben und ihren Alltag organisiert haben und wie sich die heutige Generation dieser Gewerbetreibenden neuen Herausforderungen durch Digitalisierung und Globalisierung stellen.

These

Das Gewerbe der Schausteller*innen entwickelte sich über die Jahrhunderte von einem Anbieter von Waren, Information und harmlosen Unterhaltungen zu einem High-Tech orientierten Nischenanbieter von körperlich fordernden Belustigungsbetrieben in schrumpfenden öffentlichen Räumen.

Zu Gast

Veronika Barnaš ist Kulturwissenschafterin, Kuratorin und Filmemacherin. Gegenwärtig schreibt sie an ihrer Doktorarbeit zu den Arbeitsbedingungen von Schausteller*innen.

Tipps

Zum Lesen:

  • Florian Dering: „olksbelustigungen. Eine bildreiche Kulturgeschichte von den Fahr-, Belustigungs- und Geschicklichkeits­geschäften vom 18.Jahrhundert bis zur Gegenwart. 1986
  • Sacha-Roger Szabo: Rausch und Rummel. Attraktionen auf Jahrmärkten und in Vergnügungsparks. Eine soziologische Kulturgeschichte. 2006


Zum Schauen:

Kurzfilm „Fahren“ von Veronika Barnaš; Link: www.veronikabarnas.net