Der Ort
Börsenplatz 1, 1010
Das Gebäude wurde 1873 errichtet und diente als Zentrale der k.k. Post und Telegrafenverwaltung. Ursprünglich ausschließlich für die Übersendung von Post- und Telegrafien gedacht wurde das Gebäude 1876 zum Hauptsitz für das Rohrpostwesen umgebaut. Symbolisch wurde am Haupttrakt eine um den Globus sitzende Figurengruppe mit dem Götterboten Hermes angebracht. Bis 1996 wurde das Gebäude von der Post als Verwaltungsgebäude genützt. Nach mehrerer Jahre Leerstand wurde es an einen Immobiliengruppe verkauft, die es zu einem der teuersten Wohnadressen unmittelbar hinter der Börse umbaute.
Das Thema
Die Entwicklung des Rohrpostwesens in Wien
Das moderne Finanz- und Verwaltungswesen, welches sich im 19.Jahrhundert im städtischen Raum etablierte, benötigte dringend ein Transportwesen, um Telegramme, Briefe oder kleinere Gegenstände sicher und schnell durch die Stadt transportieren zu können. Überfüllte Straßen und nicht ausgebaute Verkehrswege erschwerten die rasche Übersendung von wichtigen Nachrichten.
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Überlegungen angestellt, Briefe unterirdisch in Röhren zu transportieren. Der Durchbruch gelang aber erst mit der Entwicklung der Kompressoren Technik, die vor allem im Vorfeld von pneumatischen Transportsystemen zur Verfügung. Wien errichtete 1876 als einer der ersten europäischen Metropolen ein umfassendes Rohrpostsystem ein, in dem Nachrichten in metallischen Zylindern mit Hilfe von Druckluft durch ein weit verzweigtes Röhrensystem geschossen wurden. Das System war sogar so erfolgreich, dass man kurzzeitig über den Transport von Leichnamen in einem eigenen pneumatischen Transportsystem nachdachte.
Am Höhepunkt der Rohrpost 1913 wurden mehr als 5 Millionen Sendungen vorgenommen. Mit der Zeit nahm die Bedeutung des Rohrpostsystem ab, 1956 wurde der offizielle Postbetrieb ganz eingestellt. Seitdem gibt es nur mehr in privatgeschäftlichen Zusammenhänge Rohrpostsysteme (Bibliotheken, Apotheken, Krankenhäusern,…).
Slides
- In England begann man schon 1863, Frachten per Luftdruck durch Röhren zu versenden
- 1875 wurde in Wien das Rohrpostsystem mit Anfangs 11.8km Länge eingerichtet
- Im Gegensatz zu anderen Städten war das System von Anfang in öffentlicher Hand und fand ungemeinen Zuspruch
- In Wien gab es eigene rote Postkästen nur für Rohrpostsendungen (neben den Gelben für die allgemeine Post)
- Am Höhepunkt des Rohrpostwesens wurden 1913 mehr als 5 Millionen Sendungen in der Stadt verschickt
- Die Postverwaltung garantierte die Zustellung von Sendungen von Absenden bis Übermittlung innerhalb von 2 Stunden
- Eine Zeitlang wurde auch der Transport von Verstorbenen zum Zentralfriedhof über pneumatische Züge diskutiert, dies wurde jedoch nie verwirklicht
- 1956 wurde aufgrund von modernen Kommunikationsmitteln die Rohrpost eingestellt
- In vielen Betrieben und Einrichtungen wird nach wie vor das System der Rohrpost effizient eingesetzt (Krankenhäuser, Bibliotheken, Banken,…)
Tipps
Zum Lesen:
- Ingmar Arnold: Luft-Züge. Die Geschichte der Rohrpost. Berlin 2016
Florian Brand: Rohrpost: Zur Kulturgeschichte einer bürokratischen Technik. In: Schriften zur Verkehrswissenschaft 44. Bürokratiepolitiken. Verlag Sonderzahl, Wien 2020
Zum Schauen:
Brazil (1985)
Der Hauch des Todes (1987)
Lucky Logan (2017)
John Wick – Chapter 4 (2023)
Die Sendung mit der Maus – Rohrpost
Zum Betrachten:
Technisches Museum Wien, Abteilung medien.welten