Der Ort
Wallnerstraße 8, 1010 Wien
Technische Innovationen und eine veränderte Kommunikationskultur machen eine große Anzahl der öffentlichen Telefonzellen obsolet. Viele werden aus dem Stadtbild entfernt, einige funktional umgewidmet. Eine dieser Neuausrichtungen ist die Umgestaltung in öffentliche Bücherschränke. Aber auch als Lade- oder Defibrillatorenstationen werden die ehemaligen silber-grünen Häuschen verwendet. Der neue Bücherschrank am Volkertmarkt stellt die gelungen Umwidmung einer ehemaligen vitalen Kommunikationseinrichtung dar.
Das Thema
Obwohl wichtige Entscheidungsträger in der Doppelmonarchie mit der 1861 erfundenen „Fernmündlichen Kommunikation“ in Kontakt kommen, war das Interesse an der Errichtung eines allgemeinen Telefonnetzes sehr gering. Als erstes werden Telefonapparate für in bürgerlichen Haushalten oder beim Militär eingesetzt. Telefone dienen primär zur Befehlsausgabe an Dienstboten oder subordinierenden Chargen, also für Kommunikation in eine Richtung.
Erst 1881 werden erste private Lizenzen für die Errichtung eines allgemein zugänglichen Netzes vergeben. Der erste öffentliche Anschluss wird 1882 in der Börse installiert, 1895 wird aufgrund des Chaos des privaten Marktes das Fernsprechnetz unter die Verwaltung des Netzes gestellt.
Telefonnetze gelten lange Zeit als technisch unzuverlässig und teuer in der Installation. Die Errichtung eines flächendeckenden Netzes geht sehr schleppend voran, Wien hinkt vielen anderen europäischen Hauptstädten hinten nach. Erst in den 1960er beginnt auch der Siegeszug der Telefonie in Wien. Den Höhepunkt der Anzahl öffentlicher Telefonzellen gibt es in den 1980er mit 6000 Telefonzellen, heute existieren noch ungefähr 1500.
Zusatzinfos
Vorbereitung:
- A-I-22: wen konnte man bis 1958 unter dieser „Nummer“ erreichen?
- Die Polizei! Als einziger Notdienst hatte sie bis zur Umstellung auf ein rein nummerisches Wählsystem eine einheitliche Rufnummer
Inhaltliche Slides
- 1863 wird Kaiser Franz-Josef das kurz davor erfundene Telefon vorgestellt. Sein Interesse ist äußerst gering
- Anfangs müssen die Verbindungen händisch durch das sogenannte „Fräulein vom Amt“hergestellt werden. Die letzte Telefonistin quittiert 1972 ihren Job
- Den ersten öffentlichen Telefonanschluss gibt es 1882 in der Börse, die erste Telefonzelle 1903 am Südbahnhof
- Vor der Verstaatlichung des Telefonnetzes 1895 sorgen 11 private Netze für kommunikationstechnisches Chaos
- Die Pilotversuche für mobiles Telefonieren starten 1991 in Wien, 1993 wird das GSM-Netz in ganz Österreich installiert
Funfact:
Tipps
Zum Lesen:
- Christine Kainz: Geschichte der österreichischen Post. Wien 1995
- Sabine Zelger: Das Pferd frisst keinen Gurkensalat. Wien 1998
Zum Hören:
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Karl Valentin: Buchbinder Wanninger.
https://www.youtube.com/watch?v=c5SENIhMMvM
Zum Schauen:
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Steven Knight: No turning back. 2013.
https://www.youtube.com/watch?v=PVLWX6BtVP4