Der Ort
Ehemalige Textilfabrik Edlinger, Kaisermühlen
Schiffmühlenstraße 96-112, 1220
In der Schiffmühlenstraße 96-112 stand einer der größten und innovativsten Textilunternehmen der Monarchie. Gegründet 1882 zog es aufgrund der günstigen Lage zum Wasser und der zahlreichen Arbeitslosen nach Beendigung der Arbeiten an der Donauregulierung nach Kaisermühlen. Vor allem quasi unerschöpfliche Wasservorräte der Donau ermöglichten die Anwendung von Färberei- und Bleichtechniken von Textilien. Schon in den 1920 wurde dort das erste Kunstlederverfahren entwickelt. Edlinger gehörte zu den wichtigsten Betrieben der Region, musste jedoch 1986 nach mehreren Krisen endgültig die Produktion einstellen. Danach wurden auf den sogenannten „Edlinger-Gründen“ moderne Wohnbauten errichtet.
Das Thema
Nach der Donauregulierung entwickelte sich Kaisermühlen rasch zu einem wichtigen Industrie- und Gewerbegebiet. Lag es vor der Donauregulierung 1875 noch am rechten Ufer des Hauptstromes, befand es sich danach auf der linken Seite. Mit der Domestizierung des Flusses konnte aber nun das Wasser für industrielle und gewerbliche Zwecke genützt werden. Während zuerst Mühlen und Schiffsanlegestellen errichtet wurden, siedelten sich in Folge rasch vor allem textilbearbeitende Betriebe an. Grundlage bildeten das nach Fertigstellung der Donauregulierung lokale Arbeitskräfteresservoir sowie das nun in unbeschränktem Maße vorhandene Wasser. Billiger Baugrund feuerte zusätzlich den Zuzug von ProletarierInnen an, was den Stadtteil zu einem rasch wachsenden Siedlungsgebiet machte. Mit der Krise der Textilindustrie nach dem Ersten Weltkrieg und vor allem ab der 1960er verschwanden die Textilbetriebe. Diese wichen in Folge städtebaulicher Verdichtung. Die Erschließung durch den öffentlichen Nahverkehr und die Umgebung zu zahlreichen Naherholungsgebieten macht Kaisermühlen nun zu einen der begehrtesten Gegenden für Wohnungssuchende, was wiederum zur Gentrifizierung und starken sozialen Veränderungen in dem Stadtteil führt.
Zu Gast
Norbert Kainc beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit der Geschichte Kaisermühlens. In mühevoller Kleinarbeit und neben seinem Brotberuf deckte er Schicht für Schicht der unbekannten Geschichte Kaisermühlens auf, indem er Archive durchforstete, private Bestände aufarbeitete und zahlreiche Interviews vor Ort mit den BewohnerInnen von Kaisermühlen führte. Resultat seiner Arbeit sind zahlreiche Publikationen, Webpräsentationen und Vorträge vor Ort zum Thema.
Tipps
Zum Lesen:
- Norbert Kainc, Hans Schwödt: Kaisermühlen. Diener vieler Herren. Wien 2017
Zum Trinken:
- Vorträge von Norbert Kainc zur Geschichte Kaisermühlens.
16.10. und 6.11.2025, 18.30.
Ort: Festsaal der Polizei-Sport-Vereinigung auf dem Gelände des PSV Wiens. Dampfschiffhaufen 22, 1220. Eintritt frei
Zum Recherchieren:
- Website von Norbert Kainc: www.kaisermuehlen.eu