Der Ort
Das Thema
Während des Zweiten Weltkriegs wurden zahlreiche Rüstungs- und Grundstoffindustrien in Österreich gegründet, die vor der Okkupation durch Hitler-Deutschland 1938 nicht existent waren. Dabei wurden entweder neue Fabriken gegründet oder eine Fusionierung und Konzentration bestehender Industriezweige vorgenommen. Nach dem Krieg wurde dieses ehemalige deutsche Eigentum in mehreren Verstaatlichungsgesetzen in den Besitz der Republik überführt. Dies betraf vor allem Stahl-, Chemie- und Energieproduzenten, sowie die wichtigsten Banken. Diese „Verstaatlichte Industrie“ (VI) bildete für 3 Jahrzehnte das Rückgrat des österreichischen Wirtschaftsstandorts. Die Krise der Rohstoffindustrie traf auch die VI ab Ende der 1960er Jahre hart. Entnommene und nicht reinvestierte Gewinne, Unterkapitalisierung und zu billig an die Privatindustrie verkaufte Produkte machten die Sanierung der VI zum Politikum. Aber auch Fehlinvestitionen und fragwürde Geschäfte setzten dem Konzern hart zu. Am Höhepunkt beschäftige die VI über 100.000 Menschen in Österreich, danach wurde sie sukzessive zerschlagen und privatisiert. Auch in Wien waren zahlreiche Firmen nach dem Krieg verstaatlicht, daneben gab es auch die Zentralen der großen Banken. Somit war auch die VI in Wien maßgeblich für den Wirtschaftsaufschwung bis in die 1970er Jahren verantwortlich.
Zu Gast
Ferdinand Lacina war 1982 bis 1984 Staatssekretär im Bundeskanzleramt und für Wirtschaftsfragen verantwortlich. 1984-1986 bekleidete er das Amt des Ministers für Verkehr und von 1986 bis 1995 für Finanzen. In seine Amtszeit fielen aufgrund der ökonomischen Umwälzungen die meisten Umstrukturierungen der Verstaatlichten Industrie.
Tipps
Zum Lesen:
- Dieter Stiefel: Verstaatlichung und Privatisierung in Österreich: Illusion und Wirklichkeit. Wien 2011
Georg Turnheim: Österreichs Verstaatlichte. Die Rolle des Staates bei der Entwicklung der österreichischen Industrie von 1918 bis 2008. Wien 2009
Zum Schauen:
- Egon Humer: Postadresse: 2640 Schlöglmühl. Prisma Filmproduktion 1990