Der Ort

Im Hof Nummer 7 des Alten AKH und auf der Alserstraße/Ecke Lange Gasse im 9.Bezirk befanden sich das Wiener Gebär- und das Findelhaus von 1784-1910. Während das Wiener Findelhaus abgerissen wurde, existieren die Räumlichkeiten der ehemaligen Gebärklinik für ledige Frauen nach wie vor im Alten AKH.

Das Thema

Im Zuge der Reformpolitik Joseph II wurde mit der Einrichtung der beiden Häuser ledigen Schwangeren die Möglichkeit geboten, ohne Strafverfolgung und mit einem Mindestmaß an medizinischer und sozialer Unterstützung ihre Kinder zur Welt zu bringen und sie staatlicher Obhut zu übergeben. Diese Maßnahmen entsprangen aber nicht nur humanistischen Überlegungen, sondern sollten auch dem kontrollierten Bevölkerungswachstum eines expandierenden Militär- und Steuerwesens dienen. Und auch in der Behandlung der Frauen machten sich große Unterschiede je nach Klassenzugehörigkeit bemerkbar.

Zu Gast

Dr. Verena Pawlowski ist Historikerin in Wien und setzt ihren Schwerpunkt vor allem in Folgegeschichte der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Österreich. Sie ist auch Autorin der umfassenden Studie, die die Geschichte dieser beiden Einrichtungen multiperspektivisch behandelt: „Mutter ledig, Vater Staat. Das Gebär- und Findelhaus in Wien 1784 – 1910. Wien 2001“.

Tipps

Im Netz:
Anna Jungmayer: Idealisierte Bilder einer Fürsorgeeinrichtung. Das Wiener Findelhaus zwischen Anspruch und Realität.

Wiener Lieder zum Thema Findelhaus bzw. Schicksal von Waisen: Rechereche auf der Homepage der Volksliedswerkes: www.volksmusikdatenbank.at

Zum Lesen:

  • Verena Pawlowsky: Mutter ledig – Vater Staat. Das Gebär und Findelhaus von 1784-1910. Studienverlag 2001.
  • Max Winter: Ich suche meine Mutter. München 1910
  • Katalog zur Ausstellung „… vor Schand und Noth gerettet?“. Findelhaus, Gebäranstalt und die Matriken der Alser Vorstadt. Bezirksmuseum Josefstadt. Ausstellung 2022